Es gibt verschiedene Methoden um Pulver zu dosieren. Das Resultat muss immer eine korrekte Pulvermenge sein, die den Ladedaten entspricht. Waffensprengungen und Personenschäden können die Folge sein, wenn die Ladung nicht stimmt. Daher liste ich hier meine gemachten Erfahrungen anhand verschiedener Dosiermethoden auf.
Balkenwaage
Meiner Meinung nach die erste Methode mit der Anfänger Pulver wiegen sollten. Das Prinzip ist bei allen wiederladertypischen Balkenwaagen ähnlich. Zuerst wird die Waage kalibriert und anschließend auf das gewünschte Gewicht eingestellt. Die Kalibrierung erfolgt, indem alles auf 0 gestellt wird und über Feinjustierung solange korrigiert, bis die Waage auf der Skala auf 0 steht. Ist das gewünschte Gewicht anschließend eingestellt, wird das Pulver mit einem Pulverträufler in die Waagschale gegeben, bis die Skala wieder auf 0 steht. Dann wird das Pulver über einen Pulvertrichter in die ladefertige Hülse gegeben.
Das Verfahren ist sehr genau, aber vergleichsweise langsam. Für hochpräzise Wettkampfmunition ein Muss.
Pulverdosierautomat
Der Pulverdosierautomat ist eine Kombination aus einer digitalen Waage, einem automatischen Pulverträufler und einem Bedienfeld. Zuerst wird kalibriert (wie bei jeder Waage). Hierzu den Kalibriermodus einstellen und das Kalibriergewicht nutzen. Anschließend die Pulverschale aufsetzen und die Skala auf 0 setzen (Tara-Funktion). Das Pulver einfüllen und das gewünschte Gewicht eingeben. Sobald die Skala auf 0 steht, fängt der Automat an das Pulver auf die Pulverschale zu träufeln bis das Gewicht erreicht ist. Genauigkeit und Geschwindigkeit hängen nicht zuletzt vom Hersteller ab.
Das Verfahren ist bequemer und ggf. schneller als das Wiegen mit der Balkenwaage, aber leider auch nicht so genau. die Waage wird elektrisch betrieben. Das Ergebnis kann zwischen einer kalten und warmen Waage variieren. Daher ist auch zwischendurch zu prüfen, ob die digitale Waage noch korrekt wiegt. Hierzu einfach das Kontrollgewicht auflegen und ggf. erneut kalibrieren. Wenn der Automat mit einer Drehung am Pulverträufler am Ende zu viel Pulver abgibt, kann auch mal minimal mehr auf der Anzeige stehen (ca. 0,1 Grain). Hier entscheidet der Wiederlader, ob das Pulver wieder zurück in den Automaten oder in die ladefertige Hülse geht.
Pulverfüller
Es handelt sich hier primär um ein volumenbezogenes Dosieren. Um das richtige Volumen einstellen zu können, muss eine Waage vorhanden sein. Das Prinzip ist einfach, ein drehbarer Kolben mit einer Bohrung, dessen Tiefe über eine Schraube eingestellt werden kann, befindet sich unterhalb einer Pulverröhre. mit jeder Drehung wird nur so viel Pulver aufgenommen, wie die Bohrung es zulässt. Unterhalb des Drehkolbens befindet sich der Auswurf unter dem man die Hülse hält.
Zuerst gibt man das Pulver in den Füller, hält eine Hülse unter den Auswurf und dreht den Kolben. Anfangs ein paar Mal um Unregelmäßigkeiten durch die Erstfüllung zu beseitigen. Anschließend wird die Abgabemenge gewogen. Über die Stellschraube wird das Volumen des Drehkolbens solange verändert, bis das Gewicht auf der Waage stimmt. Anschließend werden z.B. die nächsten 50 Hülsen in einem Durchgang mit Pulver gefüllt.
Die Genauigkeit kann durch den Füllstand den Pulvers variieren. Ist kaum noch Pulver im Füller, lastet weniger Gewicht auf die Öffnung des Drehkolbens und weniger Pulver fällt in die Bohrung. Um das zu verhindern ist ein Pulverdach ratsam. Ein angewinkeltes Blech, das an zwei Seiten Aussparungen hat und in das Pulvervorratsrohr gegeben wird. Es sitzt somit direkt über der Bohrung und sorgt dafür, dass sich oberhalb der Bohrung eine gleichbleibende Pulvermenge befindet. Ist der Gesamtfüllstand an Pulver beim Pulverdach angelangt, ist die Abgabemenge nur noch bedingt vertrauenswürdig, da sich die Pulvermenge über Bohrung verringert. Daher ist spätestens jetzt Auffüllen angesagt oder die Abgabemenge wird ab jetzt fortlaufend kontrolliert.
Da nicht jeder Pulverfüller gleich ist, sollte gerade bei der Erstbenutzung z.B. jede 10. bis 20. Ladung kontrolliert werden.
Diese Methode der Dosierung ist sehr schnell aber weniger genau als die Balkenwaage. Wer seinen Pulverfüller kennt, erhält hier zuverlässige und durchaus befriedigende Resultate.
digitale Waage
Vorab zu erwähnen ist, dass ich hier nicht digitale Laborwaagen meine, deren Preis leicht den Wert der gesamten Wiederladeausrüstung übersteigen kann. Vielmehr sind hier wiederladetypische Digitalwaagen gemeint. Ein konkretes Beispiel ist die Hornady Digitalwaage für ca. 50 Euro. Ähnlich wie beim Pulverdosierautomat wird die Waage mit Hilfe des Kontrollgewichts kalibriert. Anschließend die Pulverschale aufgelegt und mit Tara auf 0 gebracht. Dann kann das Pulver über einen Pulverträufler eingefüllt werden bis das gewünschte Gewicht erreicht ist. Alternativ kann auch das Pulver aus dem Pulverfüller gewogen werden. Hier allerdings über den Umweg der Hülse, denn das Pulver prallt von der Blechschale ab und verteilt sich sonst überall dort, wo es nicht sein sollte.
Diese Methode ist schneller als die Balkenwaage, aber etwas weniger genau. Auch hier sollte von Zeit zu Zeit mit dem Kontrollgewicht geprüft werden, ob die Messergebnisse noch stimmen.
