Schützen mit einem hohen Trainingsbedarf möchten sicherlich nicht die gleiche Zeit an der Ladepresse verbringen. Mehrstationenladepressen bieten sich hier. Anders als bei Einstationenladepressen gibt es hier mehrere Lager, die verschiedene Meinungen zu diesem Prinzip vertreten. Ich persönlich kenne zwar nicht jedes Modell, glaube aber, dass sich mit der fortlaufenden Nutzung Modellschwächen als auch Benutzerfehler sichtbar werden. Diese Erfahrung macht die Nutzung einer Mehrstationenladepresse erst frustfrei.
Natürlich sollte man sich vorab gut informieren, welches Modell den Bedürfnissen und dem Geldbeutel entspricht. Bei mir fiel die Wahl auf die Hornady Lock’n’Load Ammo Plant Mehrstationenladepresse. Die Technik, die Tests und das Preis-/Leistungsverhältnis passten.
Für jedes Kaliber gibt es eine Hülsenhalteplatte. Die Hülsen werden nach Außen durch einen Spiraldrahtring gehalten. Mitgeliefert werden ein Pulverfüller und das Zubehör für das Zündhütchensetzen.
Abweichung von der Nutzung.
Obwohl es möglich wäre auch zu entzündern, zu kalibrieren und ein neues Zündhütchen zu setzen, gehe ich hier einen eigenen Weg. Dies allerdings wegen der bereits bewährten Methoden der Reinigung und Zündhütchensetzung. Dazu nur kurz: Ich reinige die Hülse im Tumbler, entferne das alte Zündhütchen, kalibriere und setze ein neues Zündhütchen mit einem Handsetzgerät. In der Mehrstationenladepresse geht es ab der Hülsenhalsweitung los.
Benutzerfehler
Pulverfüller
Der Pulverfüller hat verschiedene Einsätze für verschiedene Hülsenlängen. Man kommt allerdings ganz gut mit einem Einsatz aus. Lediglich die Setztiefe des Pulverfüllers verändere ich. Allerdings sollte man den Einsatz von Zeit zu Zeit rausnehmen, reinigen und schmieren. Macht man das nicht, kann es passieren, dass der Pulverfüller nicht mehr ganz zurückfährt und kein neues Pulver aufnimmt. Folglich ist die Patrone dann auch ohne Pulver. Resultat ist ein Geschoss im Lauf. Merkt man das nicht rechtzeitig, kann es sehr gefährlich werden. Ein zweiter Schuss auf das steckengebliebene Geschoss kann zur Waffensprengung und gesundheitlichen Schäden führen. Durch die seitliche Feder, die sicherstellen soll, dass der Pulverfüller wieder in die Ausgangsstellung geht, ergibt sich eine einseitige Spannung. Diese führt bei der ungeschmierten Laufhülse zu einer sichtbaren Abnutzung und eben zum beschriebenen Steckenbleiben. Ohne Feder arbeitet der Pulverfüller ebenso fehlerfrei, was jeder für sich (je nach Hülse und Pulver) selbst ausprobieren kann.
Um beim Puverfüller zu bleiben, es gibt noch einen Fehler, der zu ungenauen Pulverladungen führen kann. Dies passiert, wenn man den Langwaffendrehkolben für Kurzwaffenladungen verwendet. Denn dieser ist viel breiter dimensioniert. Versucht man damit kleine Ladungen für Kurzwaffen zu bekommen, geht die Stellschraube fast bis zum Anschlag. das Pulver kann sich dann nur noch (wegen der Wölbung des Stellschraubenendes) am Rand ausbreiten.
Es liegt eine CD bei in der anhand von Videos die Einrichtung erklärt wird. Z.B. sollte man die Metallteile mit einem öligen Lappen abwischen. Denn ein Fingerabdruck z.B. am Drehkolben des Pulverfüllers führt zur Rostbildung. Eher ein Schönheitsmakel, aber trotzdem ärgerlich.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass die Teile am Stempel und der Umlenkteile bis zum Hebel Fettventile besitzen. Diese sollte man auch nutzen um die Abnutzung praktisch zu vermeiden. Hierzu sollte eine Fettpresse bestellt werden, da diese nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Vorteile der Grundausstattung
- Der Pulverfüller kommt mit zwei Kolben (Lang- und Kurzwaffe)
- Der Stempel ist recht groß dimensioniert
- Die beweglichen Teile besitzen Fettpressventile (daher immer gut geschmiert)
- Es gibt einen Autoindex (jedes Hoch- und Runterfahren dreht die Hülsenhalteplatte)
- Es gibt Schnellwechseladapter für Matrizen
- Spielfreier und sanfter Bewegungsablauf
Nachteile der Grundausstattung
- blanke Metallteile des Pulverfüllers rosten, wenn diese nicht gleich geölt werden
- optionales Zubehör (Hülsen- und Geschosszufuhr, Schutzhülle) recht teuer
Optionales Zubehör
Die Hülsenzuführung kostet extra. Möchten man gleich alle Eventualitäten abdecken, nimmt man beide Hülsenplatten mit. Die Aufnahme an der Presse ist vorbereitet. Auch die Geschosszuführung ist recht teuer. Auch hier gibt es verschiedenen Platten für verschiedene Kaliber, die ebenfalls extra kosten. Für die klassischen DSB Großkaliber Kurzwaffen kommt man schnell auf den doppelten Preis der eigentlichen Presse (nur für das Zubehör).
Meiner Erfahrung nach kann man sich das Geld sparen und lieber in Geschosse, Zünder und Pulver investieren. Denn vom Ablauf spart es nicht viel Zeit und dauert in der Einstellung dafür umso länger. In einem Schritt setze ich die Hülse und das Geschoss in die entsprechende Station ein. Danach wird der Hebel betätigt und das ganze wieder von vorne. Das Einsetzen dauert max. 5 Sek, die sich dann einsparen lassen.
Die Vorurteile gegenüber den verschiedenen Herstellern scheinen sich zu diesem Thema zu bestätigen, basieren lediglich auf Internetrecherchen.
RCBS – Sehr teuer und gut. Findet man seltener in Gebrauch
Dillon – Beliebt und bewährt (Preis-/ Leistung etwas schlechter als Hornady, meiner Meinung nach)
Lee – Geräte für schmales Geld. Allerdings merkt man schnell wo gespart wurde.
Hornady – bestes Preis-/Leistungsverhältnis (Grundpresse), überteuertes Zubehör und qualitativ nicht hinter Dillon.
Lyman – Ist mir zu diesem Thema nicht groß aufgefallen.
Wenn ich mich nicht für Hornady entschieden hätte, wäre es wohl eine Dillon 650 (oder größer) geworden. warum die 550 kein Autoindex hat ist mir bei dem Preis schleierhaft. Zu fast jeder Presse gibt es Videos auf Youtube. Wer mit dem Gedanken einer Anschaffung spielt sollte sich hier die Zeit die Videos anzuschauen (vieles auf Englisch, aber auch welche auf Deutsch).
Nebenbei: Wiederladepressen scheinen sich als Wertanlage gut zu machen, wenn man die Preisentwicklung verfolgt. Die gleiche Presse kostete 1 Jahr später schon 100 Euro mehr. Alte RCBS Pressen (Rock Chucker) wechseln für um die 100 Euro den Besitzer. Meine Rock Chucker Supreme kostete 160 Euro (2011?) und kostet aktuell (2015) ca. 220 Euro. Aber die Preissteigerung scheint sich auf nahezu alles im Schießsport zu beziehen (Munition, Waffen, Wiederladen) Bei Tresoren/Waffenschränken kann man noch Schnäppchen machen.
Update Feb 2017
Nachdem ich mir eine Dillon 550b mit diversen Conversion Kits zugelegt habe, merke ich beim Kaliberwechsel den markanten Unterschied. Im „Conversion kit“, also ein Umrüstkit für jeweils ein Kaliber, ist ein Pulvertrichtereinsatz für den Pulverfüller dabei. Es ist zwar möglich diesen als Aufweitmatrize zu verwenden (im minimalen Umfang), aber dabei stößt ein Teil der Mechanik an den Pulverfüller. Ich habe mich dazu entschieden im ersten Schritt eine Aufweitmatrize zu verwenden. Diese Kits kosteten mich über 60,-€ das Stück. Bei der Hornady braucht man das nicht. Damit könnte man leben, aber; der Wechsel zwischen den Kalibern bedeutet, dass der Pulverfüller abgeschraubt werden muss, um den Pulvertrichtereinsatz zu wechseln. Folgt man dem Dillon Konzept vollständig, kauft man pro Kaliber eine Wechselplatte mit Pulverfüller. Das pro Kaliber nochmal über 100,- €. Von der Verarbeitung der 550b ist einwandfrei. Der Pulverfüller ist wegen seines horizontalen Pulverschiebers etwas freundlicher in der Anwendung. Bei dem Pulverfüller von Hornady muss die Feststellschraube zwingend genutzt werden, da sich die Messschraube bei der Zurückbewegung verstellen kann (durch den Anschlag). Da die Hülsen in den Stationen von Hand gedreht werden müssen, bleibt das Springen der Hülsen beim Einrasten sehr kontrolliert. Damit kann verhindert werden, dass Pulver aus der Hülse springt. Für die Dillon 650 gibt es dafür Anti-Rüttellager im Zubehörhandel- Bei der Hornady gibt es entsprechendes Zubehör. Entweder nutzt man Fett um die „Landung“ weicher zu machen, oder man schleift die ankommende Seite der Stationsmulden schräg an um ein weicheres Einrasten zu erzielen.