Geschossbeschichtung

Als Wiederlader hat man die Möglichkeit Geschosse nach seinem persönlichen Bedarf auszusuchen. Neben den, was man von gekauften Patronen kennt, gibt es eine Reihe von Beschichtungen, die man nur selten oder gar nicht bei fertigen Patronen findet.

Folgende Typen sind mir bekannt

  • gefettete Bleigeschosse
  • verkupfert (dünner Mantel, CMJ)
  • Vollmantel (dicker Mantel, FMJ oder TMJ)
  • Kunststoff (Pulverbeschichtet)
  • lackiert
  • Molybdändisulfit (MoS2)
  • Bornitrid, hexagonal (nicht kunisch!)

Folgende Kriterien gibt es an Geschossbeschichtungen:

  • Präzision
  • Laufschonung
  • Gesundheitlich unbedenklich
  • Preis
  • Verfügbarkeit

Gefettete Bleigeschosse

Es wirkt im Vergleich zu modernen Beschichtungen etwas altmodisch, aber nach wie vor haben gefettete Bleigeschosse ihre Anhänger. Der beim Schießen entstehende Qualm ist hauptsächlich auf das Geschossfett zurückzuführen, aber einatmen sollte man das trotzdem nicht. Zumal bei der Verwendung von nicht schadstofffreien Zündhütchen eben auch mehr Ungesundes enthalten ist. Geschlossene Stände sollten den neuesten Richtiglinien entsprechen, damit Schützen nicht unnötig mit Blei belastet werden. (Abzugsluft nach vorne vom Schützenstand weg). Andernfalls z.B. verkupferte Geschosse verwenden.

Vorteile

  • preisgünstig
  • Laufschonung
  • Präzision

Nachteile

  • Geschwindigkeitsbelastbarkeit hängt von der Bleihärte ab (ggf. gas check notwendig)
  • Bleiabrieb
  • Reinigung aufwändiger und hauptsächlich mechanisch

Auf der Seite von WM Bullets findet man eine gute Gesamtbeschreibung zu Bleigeschossen (link).

Verkupferte Geschosse

Ein Bleigeschoss, das mit Kupfer beschichtet wurde, bietet gewisse Vorteile des Vollmantelgeschosses und ist dabei etwas weicher. Zudem gilt für diese Art von Geschossen das Verbot von Mantelgeschossen auf manchen Ständen nicht. Im Kugelfang verhält sich das Geschoss ähnlich einem Bleigeschoss. Das Vollmantelgeschoss hingegen bleibt weitestgehend ganz. Bei Magnumladungen in Revolvern kann es zum Ablösen des Mantels kommen, wenn die Ladung recht stark ist und evtl. durch einen starken Crimp eine Sollbruchstelle in der Verkupferung entsteht.

Die Abschmierungen im Lauf lassen sich mit Ammoniak (10% oder 25%) auslösen. Im Gegensatz zu Blei sind die Ablagerungen geringer. Preislich etwas höher als Bleigeschosse, aber auch etwas weniger laufschonend.

Vorteile

  • geschlossenes Geschoss (weniger Belastung durch Abrieb)
  • preisgünstig
  • darf i.d.R. auf Ständen mit Mantelgeschossverbot verwendet werden
  • Rückstände sind gut zu reinigen
  • höhere Geschossgeschwindigkeiten möglich

Nachteile

  • weniger Formstabil als Vollmantelgeschosse
  • bei sehr hohen Geschossgeschwindigkeiten evtl. unzuverlässig (z.B. durch das ablösen der Beschichtung)

Vollmantel

Vollmantelgeschosse sind in der Maßhaltigkeit und Präzision bislang ungeschlagen. Der Mantel bei z.B. einem 9mm Geschoss ähnelt eher einem dickwandigen Kupferbecher, der mit Blei gefüllt ist. Wobei es nicht immer Kupfer ist. Auch Tombak und andere Materialien kommen hier zum Einsatz. Von allen Geschossen sind es in der Regel die teuersten Geschosse. Mittlerweile gibt es auch Hersteller, die preislich im Bereich der verkupferten Geschosse liegen (z.B. Alsa Pro).

Vorteile

  • Maßhaltigkeit
  • Präzision
  • Zuverlässig bei sehr hohen Geschwindigkeiten
  • Lauf leicht zu reinigen

Nachteile

  • Preis
  • weniger Laufschonend
  • meist offener Boden (offenliegendes Blei)
  • nicht auf jedem Stand nutzbar

Kunststoff / lackiert

ARES ist ein typischer Vertreter der lackierten Geschosse. Es gibt auf Youtube bereits Rezepte zum selber beschichten (Stichwort z.B. „MMC Geschosse“). Darunter fasse ich auch die Pulver und Kunststoffbeschichtungen. Die Reibung ist geringer, wodurch eine höhere Geschwindigkeit bei gleicher Ladung erreicht werden kann. Auch die Laufschonung ist sehr gut. Allerdings müssen die Rückstände im Lauf mit einer Bürste rausgeholt werden. Chemische Löser (z.B. Aceton) dürften für geschlossene Räume ungeeignet sein. Preislich liegen diese Geschosse über den verkupferten. Die Präzision ist erfahrungsgemäß sehr gut.

Vorteile

  • Laufschonung
  • sieht schick aus (farbig)
  • Präzision
  • geeignet für höhere Geschwindigkeiten

Nachteile

  • Laufreinigung in geschl. Räumen hauptsächlich mechanisch
  • preislich im Mittelfeld
  • je nach Hersteller/Rezept der Geruch
  • Belastung durch Dämpfe beim Schießen nicht abschließend geklärt

 Molybdändisulfit (MoS2)

Jetzt kommen wir zu den Beschichtungen, die besonders für Gewehrschützen von Interesse sein könnte. Denn diese Beschichtungen versprechen gute Laufeigenschaften für hohe Geschwindigkeiten >700m/s.

MoS2 ist bekannt aus den Baumarktkriechölen und gibt es als Pulver oder gleich als Ganzes Beschichtungskit (z.B. von Lyman „Super Moly“ für den Tumbler). Im Vergleich zu Kupferabschmierungen im Lauf, lagert sich MoS2 ebenfalls im Lauf ab, verursachen aber auf höhere Schusszahlen weniger Präzisionsverlust. Die Verarbeitung des meist schwarzen Pulvers ist eher schmutzig. Handschuhe sollten getragen werden und einatmen sollte man den Staub ebenfalls nicht (weil es eben staubfein ist). Zur Reinigung kommt mehr die Bürste zum Einsatz, die die Überreste im Lauf rausschrubben. Was eigentlich nicht gewünscht ist, da die Beschichtung im Lauf bleiben soll. Sucht man nach Nachteilen im Netz, so gibt es Vermutungen, dass die sich im Übergangskonus sammelnden Ablagerungen die Oberfläche schädigen. Der Schmelzpunkt liegt bei ca. 1700° C und bildet angeblich korrosive Rückstände. Ob das stimmt, kann ich nicht einschätzen. WM Bulllets bietet auch fertig beschichtete Geschosse mit Moly an.

Vorteile

  • Laufschonung (?)
  • auf höhere Schusszahlen weniger Präzisionsverlust

Nachteile

  • schmutzige Verarbeitung, wenn selbst beschichtet wird (Staub)
  • Laufreinigung hauptsächlich mechanisch
  • evtl. Schäden durch Ablagerungen im Übergangskonus
  • Kontrovers diskutiert

Bornitrid (hexagonal HBN)

Artikel: https://www.chemie.de/lexikon/Bornitrid.html

Der jüngste Vertreter der Geschossbeschichtungen wird ähnlich ausgetragen, wie MoS2. Die Geschosse kommen entfettet in den Tumbler zusammen mit Keramikplättchen oder Kügelchen. Die Beschichtung ist eher milchig. Behauptungen im Internet sprechen von den Vorteilen, die man sich von MoS2 versprochen aber erst mit Bornitrid bekommen hatte. Im Gegensatz zu MoS2 hat Bornitrid eine Gefahrstoffkennzeichnung (Reizend).Bornitrid gibt es in 2 Varianten. Das hexagonale Bornitrid ist das Mittel der Wahl und ist im Gegensatz zum kubischen Bornitrid weicher. Ich gehe nicht davon aus, dass die Temperatur und Druck ausreichen um eine Umwandlung in kubisches Bornitrid zu bewirken.

Von allen Beschichtungen ist diese hier die aktuellste. Fertig zu kaufende Geschosse habe ich mit dieser Beschichtung noch nicht gesehen. Fälschlicherweise bin ich von den Werten des kubischen Bornitrids ausgegangen. Danke an der Stelle an den aufmerksamen Leser, der mich dahingehend informiert hat. Ich gehe davon aus, dass man hexagonales Bornitrid problemlos einsetzen kann und keine Laufschädigung durch die Härte befürchten muss.

Ein Video zu dem Thema gibt es auf dem Youtube Kanal vprojekte:

Vorteile

  • hohe Temperaturbeständigkeit
  • auf höhere Schusszahlen weniger Präzisionsverlust

Nachteile

  • Gefahrstoffkennzeichnung
  • schmutzige Verarbeitung, wenn selbst beschichtet wird (Staub)
  • nicht als fertiges Geschoss zu kaufen

Fazit

Bei Kurzwaffen halte ich (für das Material) Blei, Lack, Kupfer, Kunststoff für unbedenklich, was die Laufschonung betrifft. Für die Gesundheit dürfte eine Kombination aus schadstofffreiem Zünder und komplett geschlossenem Kupfergeschoss am besten sein. Für die Verwendung MoS2 als auch Bornitrid bedarf es einer genaueren Recherche, da diese Materialien auch in teuren Langwaffen zum Einsatz kommen. Es gibt Schützen, die berichten, dass auch nach vielen Zehntausend Schuss keine MoS2 beschichtungsbedingte Beschädigung im Lauf der Kurzwaffe zu erkennen ist.