Kostenrechnung

Beim Wiederladen werden zwei Gründe genannt, weshalb das überhaupt Sinn macht.

  • Kostenersparnis
  • passgenaue Ladungen

Das eine selbstgeladene Patrone nicht im Laden gekauft werden kann muss man niemanden erklären. Das Argument, dass es gewerbliche Wiederlader gibt, steht im Gegensatz zur Kostenersparnis.

Um Geld zu sparen, muss man zuerst Geld ausgeben.

  • Kosten für die Erlaubnis nach §27 SprengG
  • Kosten für das Wiederladewerkzeug
  • Kosten für die Komponenten
  • Kostet Zeit

Die Erlaubnis ist anfänglich teurer als die spätere Verlängerung. Wer es ganz genau nimmt, muss diese Kosten auf z.B. den Jahresverbrauch aufrechnen. Da ich das Wiederladen auch als Hobby im Hobby betrachte, rechne ich diese Kosten und die dafür aufzubringende Zeit zum Wiederladen nicht auf die Munition auf.

Die Wiederladewerkzeuge sind (bei guter Pflege) einmalige Kosten. Diese Kosten können im ersten (oder auch zweiten) Jahr auf die Munition aufgerechnet werden, bis die Geräte “abbezahlt” sind. Danach greift die Kostenersparnis.

Die Komponenten machen den Munitionspreis aus. Hülsen rechne ich nur dann auf, wenn ich sie nicht von anderen Schützen kostenlos überlassen bekomme. Andernfalls rechne ich hier wie beim Werkzeug. Natürlich geht mal eine Hülse kaputt, aber von zig tausend Hülsen hatte ich bisher nur eine Hülse, die beim Abfeuern gerissen ist.

Dann bleiben noch, Zündhütchen, Pulver und Geschosse. Das sind meine Kostenfaktoren zur Berechnung von Munitionskosten.

Großkaliber Kurzwaffe

Hier braucht man nicht lange nachzurechnen. Bislang habe ich bei jedem Kaliber eine Ersparnis (9mm Luger, 45 Auto, .357/.44 Magnum, .38/44 Special). Selbst bei 9mm Luger ist eine deutliche Ersparnis drin. Bei einem Straßenpreis von ca. 9,50 Euro rechne ich den Packungspreis wie folgt:

Bei Aktionen oder Staffelpreisen kann natürlich mehr gespart werden!

Zündhütchen 1000 Stück für 22,- €. (Stückpreis 0,022 €)

Pulver 500 Gramm (7.700 grain) für 42,- €. Bei einer 5 grain Ladung ergeben sich 1.540 Ladungen (Stückpreis ~0,027 €)

Geschosse 500 für 32,- (Stückpreis 0,064 €)

Damit kostet eine Patrone 0,113€ und die Packung 5,65€

Großkaliber Langwaffe

Bei Gewehrpatronen hatte ich bisher auch noch keinen Fall, bei dem gekaufte Patronen weniger gekostet hätten als Wiedergeladene. Gerechnet werden kann wie oben.

Schrot (Trap/Skeet)

Hier wird es kniffelig. Vorab: Wer nur so günstig wie möglich schießen will braucht entweder sehr günstige Quellen für die Komponenten oder es lohnt sich einfach nicht wiederzuladen. Daher muss man hier anders vorgehen. Ein großes Plus gibt es, Hülsen bekommt man in Massen gratis. Daher darf man auch wählerisch sein.

Daher nimmt man Hülsen mit hoher Messinghülse. Denn diese Munition kostet deutlich mehr und da lohnt sich auch das Wiederladen, wenn es rein um die Kosten geht.

Gekauft werden müssen: Zündhütchen, Pulver, Schrotbecher und Schrot

5kg Bleischrot 2,4mm für 25,45 € (24g Ladung kostet 0,12 €)

500 Gramm Lovex S015 für 42,- € (20gn Ladung kostet 0,11 €)

100 Zündhütchen 4,45 € ( Stückpreis 0,045 €)

Schrotbecher 500 Stück 12 Euro (Stückpreis 0,024 €)

Der Preis pro Patrone ist 30 Cent (25er Packung 7,48 €)

Daher: Versuche ich die Kosten von z.B. S&B Trap 24g 2,4mm mit dem Wiederladen zu unterbieten, gelingt mir das nicht. Zumindest nicht, wenn die Munition im Angebot ist und mit gängigen Händler für Wiederladekomponenten. Lade ich aber z.B. B&P F2 Flash wieder, spare ich. Jede weitere Ersparnis erreiche ich durch den Einkauf der Komponenten. (Auktionen, Staffelpreise, Geheimtips, etc.)

Anders könnte es bei Flintenlaufgeschossen sein. Da seid Ihr herzlich eingeladen selbst mal nachzurechnen. Vielleicht findet Ihr auch günstigere Quellen für Wiederladekomponenten.

Beispiel .223 Remington (Stand 10.2021 inkl. Korrektur des ZH Preises)

Vorausgesetzt, man hat die Hülsen. Dann sind die Kosten aktuell:

1000 Stück PPU .224 62 grain FMJBT = 100€

1000 Murom Small Rifle Zündhütchen = 23,80€

1000 Ladungen 26 grain Vihtavuori N140 = 185,33 €

Das macht für 1000 Patronen = 309,13,- €

Zeitweise gab es auch von L.O.S 1000er Packungen 55 grain Geschosse für rund 80,- €. Der größte Posten bleibt aber das Pulver.

Wiederladen im Jahr 2022

Das Jahr 2022 ist für Wiederladende eine echte Herausforderung. Die Verfügbarkeit ist gesunken und die Preise gestiegen. Das Verbrauchs- und Einkaufsverhalten hat sich geändert.
Ein Hauptproblem sind Zündhütchen. Denn hier war die Verringerung der Verfügbarkeit und die Preissteigerung am deutlichsten zu beobachten. Ein 1000er Pack Small Pistol stieg von ca. 24,-€ auf 90,-€. Das sind auf 50 Schuss Munition eine Steigerung von 3,30€. Kurzwaffengeschosse bekommt man, wenn man ggf. bereit ist die Marke zu wechseln, problemlos zu einem günstigen Kurs. Ebenso das Pulver. Bei Langwaffengeschossen ist das schon problematischer. Ob .223 Remington oder .308 Winchester, die Preise sind bei den günstigeren Marken gestiegen. Von z.B. 129,-€ für 500 Geschosse Hornady 168 Grain HPBT sind ganz schnell 199€ und mehr geworden. Bei Geschossen für .223 Remington ist das ebenfalls merklich gestiegen. Zeitweise 55,- € für LOS Geschosse in 55 Grain FMJ sind mal eben 100€ draus geworden. Auf der Suche was der Markt so bietet, bin ich bei den Herstellern CAM PRO und PPU aufmerksam geworden. Von CAM PRO (einem kanadischen Hersteller) gibt es z.B. .308 Geschosse mit 147 Grain als FMJ für 130,- € das 500er Pack. Das ist zwar nicht die bevorzugte Wahl für Wettkämpfe, aber auch da wird es Laborierungen geben, mit denen man die 10 halten kann.

Insgesamt ist der Abstand zwischen Fertigprodukten und wiedergeladener Munition deutlich größer geworden. Mit einem aktuellen Packungspreis von 8,65€ für 50 Schuss 9mm Luger, liege ich deutlich günstiger und präziser als beim aktuellen Preis von über 15,-€ für fertige Munition. Und selbst hier könnte ich mit anderen Komponenten noch im Preis sinken. Für Wiederlader besteht also nach wie vor die Möglichkeit günstig zu trainieren und mehr denn je im Vergleich zur Fabrikmunition zu sparen.
Es ist aber schon erstaunlich welche Dachbodenfunde zu aktuellen Tagespreisen auftauchen als hätte man das als Wertanlage für genau diesen Moment aufgehoben. Es ist schon wie eine kleine Zeitreise bei denen man Verpackungen sieht, die so schon lange nicht mehr produziert werden. Aber das gibt auch anderen Herstellern die Möglichkeit sich am Markt zu behaupten. Besondern aus dem EU-Ausland tauchen Produkte auf, die offenbar besser Verfügbar sind und den Markt bedienen. Da aber auch höherpreisige Produkte keine derartige Preissteigerung erfahren haben, rücken Diese nun in den Fokus. Zuletzt war es ein 1000er Pack Lapua Geschosse für .308 Winchester in der für Wettkampf üblichen Ausprägung 167 Grain HPBT für knappe 400€.